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Die Familie Textor aus Schönwalde

Der pommersche Einwanderer Adolf Friedrich Textor, mein Ururgroßvater, ist unter meinen Einwanderer-Vorfahren derjenige, für den ich genug Informationen sammeln konnte, um einen Großteil seiner Biografie zu rekonstruieren. Es war ein langwieriger Prozess, der mit in der Familie gefundenen Dokumenten begann, und mit Hilfe von Kollegen aus Deutschland sowie einigen Dokumenten aus Primärquellen erweitert wurde.

Es ist aber frustrierend, dass ich weder für ihn noch für seine Frau Wilhelmine Johann Richter die Zugehörigkeiten und Geburtsorte entdecken konnte.

Dieser Beitrag hat also eine doppelte Absicht: Einerseits dient er dazu, alles zusammenzuführen, was ich über diesen Vorfahren gefunden habe. Andererseits dient es um die noch bestehenden Lücken in der Geschichte der Einwandere zu veröffentlichen, in der Hoffnung, dass mir jemand dabei helfen kann.

Inhalt

Adolf Textors Geburt

Das einzige Dokument über die Geburt von Adolf Friedrich, das ich gefunden habe, ist die Sterbeurkunde von dem 8. Juli 1884. Diese Urkunde befindet sich in einem Buch der Evangelischen Kirche von Santa Cruz.

Nach dieser Urkinde wurde Adolf Textor am 16. Juni 1797 in „Chirbsen (Cherbsen?) In Polen“ geboren.

Dieser Ort ist ein Rätsel. Ich habe keinen Ort mit diesem oder einem ähnlichen Namen in den online verfügbaren Ortsverzeichnisse (Meyers, GOV, usw.) gefunden.

Darüber hinaus ist auch der Hinweis auf Polen seltsam. Nach allem, was über die Familie bekannt ist, waren die Textors pommersche Deutsche. Darüber hinaus in der Zeit Adolf Textors Leben existierte Polen als Land nicht.

Auf der Suche nach Orten mit Namen, die „Chirbsen“ ähneln und die in der Nähe der Region liegen, in der die Familie lebte, fand ich „Schwirsen bei Cammin“ (heute Świerzno in Polen).
Ich vermute also, dass der Pfarrer mit dem Schreiben von „Chirbsen in Polen“ „Schwirsen in Pommern“ ausdrücken wollte.

Andererseits gibt es Belege dafür, dass mindestens eine Textor-Familie in der Region lebte, die zum Zeitpunkt der Teilung Polens zu Preußen gehörte. Diese Familie ist auf der Website von Jan Textor, einem Forscher aus Dänemark, dokumentiert. Ihm zufolge wäre ein Maximilian Textor im Frühjahr 1782 in die Region Bromberg (Bydgoszcz, Polen) ausgewandert. Vielleicht geschah dasselbe mit unserem Adolf Textor.

Eine abweichende Quelle ist der Bericht „A Chegada dos Textor“, der am 19. Januar 2006 in der Zeitung „Gazeta do Sul veröffentlicht wurde. Laut diesem Bericht wurde Adolf Textor in Schlesien geboren. Der Artikel wurde von der Journalistin Mara Pante nach Informationen von Carlos Roberto Eick, Nachkomme von Adolf Textor und bereits verstorben, verfasst.

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Wilhelmine Richters Geburt

Adolf Textor war mit Wilhelmine Johann Richter verheiratet. Auch für sie ist die Sterbeurkunde in Santa Cruz die einzige Quelle für Datum und Ort der Geburt.

Nach dieser Urkunde wurde Wilhelmine in Schönwalde geboren, also in demselben Dorf, in dem die Familie zuletzt in Deutschland lebte. Auch hier habe ich Zweifel an dem angegebenen Geburtsort. Es passierte öfter, das Einwanderer ihr letztes Ort in Deutschland als Herkunftsort angaben. Darüber hinaus weisen andere Quellen auf alternative Geburtsorte hin.

Normalerweise fanden Hochzeiten am Wohnort der Braut statt. Da Wilhelmines Hochzeit im Dorf Klütz bei Stettin stattgefunden haben soll (siehe Hochzeitsartikel weiter unten), lebte ihre Familie wahrscheinlich in dieser Region.

Noch in Bezug auf Stettin verweist eine Urenkelin von Wilhelmine in ihrer Erinnerungen an die Familien Heuser und Textor auf ein Gedichtband, das 1828 in Stettin begonnen haben sollte.

Um die Sache zu verkomplizieren, berichtet die Tochter Hedwig in ihrer Memoiren:

"Es ist bekannt, dass meine Mutter aus einer sehr guten Familie stammte, der Familie Richter aus Berlin. Ihre Ausbildung war sehr gut. Sie studierte Sprachen, Musik, Deklamation und Kunsthandwerk,  was ihr später hier in Brasilien sehr half, die Schicksalsschläge zu überwinden.  Die Verwandte aus Deutschland schickten ihr oft Schmuck, Kleidung, Leindamast usw. "

Angesichts dieser Informationen ist es unwahrscheinlich, dass Wilhelmine in Schönwalde geboren wurde, da sie dort kaum Zugang zu dieser Art von Bildung gehabt hätte.

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Hochzeit von Adolf Textor und Wilhelmine Richter

Die einzige Quelle, die ich für diese Hochzeit habe, ist eine kleine Genealogie der Familien Heuser und Schwerin, die Alice Heuser Ertel hinterlassen hat. Tante Alice war meine Großtante, Schwester meines Großvaters Alfredo Heuser, und zu ihrer Zeit die Familiengenealogin. Über diese Ehe informiert sie:

"Hochzeit im Forsthaus zu Klütz, 20. Oktober 1831 Pommern"

Klütz ist der Name eines kleinen Dorfes, das im Kreis Greifenhagen lag und administrativ zur Stadt Stettin gehörte. Dieses Dorf liegt heute in Polen und heißt Klucz. In der Datenbank befindet sich eine historische Karte der Region.

Karte von 1812 der Region um Stettin. Klütz erscheint in der Mitte der Karte südlich von Stettin. Man kann sehen, dass es sich um eine Waldregion handelt.

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Arnswalde – Geburt der ersten Kindern

Nach der Heirat lebte das Ehepaar angeblich in Arnswalde (heute Choszczno in Polen). Auf diese Seite befindet sich eine historische Karte dieser Region.

Das erste Kind des Ehepaars war Ludwig Adolf Theodor Textor, der auf dem Vorwerk Hohenbruch bei Arnswalde geboren wurde

Karte von Arnswalde und Umgebung – Hohenbruch wird in der unteren linken Ecke der Karte angezeigt

Die Quelle für das Geburtsdatum und den Geburtsort des Erstgeborenen der Familie ist die Konfimationsurkunde im Jahr 1849, als die Familie bereits in Schönwalde lebte.

Ludwig Textors Konfimationsurkunde 1849 in Schönwalde 

Aus dieser Urkunde geht hervor, dass Ludwig Textor am 11. Februar 1835 in Hohenbruch bei Arnswalde geboren wurde und sein Vater Adolf Textor, in 1849 Gutsbesitzer in Schönwalde war.

Hohenbruch war selbst kein Dorf, sondern nur ein Vorwerk. Adolf Textor hat wahrscheinlich zusammen mit seiner Familie auf diesem Bauernhof gearbeitet und gelebt.

Am 9. Oktober 1836 wurde der zweite Sohn, Emil Julius Textor, in Arnswalde getauft. Es ist möglich, dass die Familie weiterhin in Hohenbruch lebte, aber da es dort keine Kirche gab, fand die Taufe in Arnswalde statt.

Als Quelle für diese Taufe fand ich nicht die Geburtsurkunde selbst, sondern nur derer Indexierung im inzwischen aufgelösten Familysearch-IGI. Einträge aus diesem Index befinden sind heute auf ancestry.com. Der Eintrag lautet wie folgt:

EMIL JULIUS TEXTOR 
Male  
Event(s): 
Christening: 09 OCT 1836 Arnswalde, Brandenburg, Preussen 
Parents: 
Father: FRIEDRICH WILHELM TEXTOR  
Mother: HENNRIETTE WILHELMINE RICHTER 

Hier ist die Schreibweise der Namen der Eltern zu bemerken: „Friedrich Wilhelm Textor“ statt Adolf Wilhelm Textor und „Henriette Wilhelmine Richter“ statt Wilhelmine Johanna Richter.

In Arnswalde wurden zwei weitere Kinder getauft: Ida Marie Textor in 1838 und Carl Heinrich Textor in 1840.

Name: Ida Marie Textor
gender: Female
baptism/christening date: 16 Sep 1838
baptism/christening place: ARNSWALDE,BRANDENBURG,PRUSSIA
father's name: Friedrich Wilhelm Textor
mother's name: Hennriette Wilhelmine Richter
indexing project (batch) number: C99866-1 
system origin: Germany-ODM
source film number: 887228 
name: Carl Heinrich Textor
gender: Male
baptism/christening date: 26 Jan 1840
baptism/christening place: ARNSWALDE,BRANDENBURG,PRUSSIA
father's name: Friedrich Wilhelm Textor
mother's name: Henriette Wilhelmine Richter
indexing project (batch) number: C99866-1
system origin: Germany-ODM
source film number: 887228 

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Schönwalde – letzter Standort in Deutschland

Nach Arnswalde zog die Familie nach Schönwalde im Landkreis Regenwalde. Heute liegt dieses Dorf in Polen und heißt Zajezierze Szczecinskie.

Als ich anfing, die Herkunft der Texts in Deutschland zu erforschen, war die Autobiographie der Tochter Hedwig Textor die einzige Information, die ich hatte. Sie sagt buchstäblich

Ich wurde am 3. September 1847 im sogenannten „Bluecherschloss“ in Schönwalde geboren. Dies, das früher eine Burg war, war damals das „Amthaus“ von Schönwalde in Pommern, und mein Vater war der „Amtmann“.

Aufgrund dieser Information machte ich mich auf die Suche nach einem „Bluecherschloss“ in einem Ort namens Schönwalde in Pommern.

Es gibt viele Orte namens Schönwalde und Suchanfragen im Internet haben zu nichts geführt. Aber, einige Anfragen nach Hilfe in Diskussionsforen haben mir jedoch Ergebnisse gebracht.

Zunächst erhielt ich im Juli 2005 in einer Mailingliste über Pommern die folgende Antwort von Horst Riemann de Lüneburg (übersetzt aus dem Original in Englisch):

Das Schloss Schönwalde, das Sie suchen, ist definitiv das Schloss im Dorf Schönwalde im Landkreis Regenwalde.
Dieses Schloss war in früheren Zeiten im Besitz von Marschall von Blücher.
In einem Fragment eines Buches aus der Kirche Schönwalde fand ich folgende Aufzeichnung: "Ludwig Adolf Theodor Textor, geboren am 11. Februar 1835 in Hohenbruch (nahe der Stadt Arnswalde), Sohn des Gutbesitzers Schönwalde."
Adolf Textor muss das Schloss und den Gut nach 1840 gekauft haben, denn 1840 war Gutsbesitzer ein Georg Theodor Neumann, wie im Text einer Glocke in der Kirche von Schönwalde erwähnt wird. Dieser Neumann hatte das Schloss 1834 gekauft.
1852 erwarb die Adelsfamilie "von Wedel-Cremzow" das Anwesen. Das Dorf Cremzow liegt in der Nähe von Arnswalde, wovon die Textors anscheinend stammen.

Mit dieser E-Mail hatte ich die Bestätigung, dass das Dorf Schönwalde, aus dem die Textors stammten, Schönwalde in Regenwalde, Pommern ist.

Später, im Oktober 2005, erhielt ich auf der Regenwalde-L-Mailingliste eine Nachricht von Siegfried Hannemann, einem Experten für die Geschichte von Regenwalde, der viele Punkte über Schönwalde klarstellte:

Ich möchte Ihnen jedoch einiges über das Gut Schönwalde mitteilen.
Das Gut, früher Schönenwald genannt, war seit dem 13. Jahrhundert im Besitz des Adelsgeschlechts von Borcke. 1778 geriet es in Konkurs und wurde 1780 von Friedrich Wilhelm Freiherr von Mehling erworben. Dessen Tochter Karoline war mit Gebhard Leberecht von Blücher, dem späteren Generalfeldmarschall, verheiratet. Ihm gehörte zu diesem Zeitpunkt das Gut Groß Raddow im Kreis Regenwalde. Schönwalde ist nie in seinem Besitz gewesen.
Insoweit ist der Begriff "Blücher-Schloß" für Schönwalde nicht zutreffend.
Nach dem Tod des Freiherrn von Mehling wurde der Stettiner Holzkaufmann Kommerzienrat Neumann Besitzer des Gutes Schönwalde. Er hat das Gut offensichtlich wegen seines Waldreichtums erworben, um das Holz für den Schiffsbau zu verwerten. Auf dem gerodeten Gelände wurde ab 1834 mit der Errichtung der Kolonie Neu Schönwalde begonnen. Da Neumann mit der Bewirtschaftung des verbliebenen Areals des Rittergutes wohl überfordert war, hat er das Gut in Erbpacht veräußert, blieb aber"Obereigentümer".
Der Erbpachtvertrag wurde am 12.6.1839 abgeschlossen. Erbpächter ist nach dem jetzigen Kenntnisstand Ihr Vorfahr Adolf Friedrich Textor gewesen.
Ein Historiker berichtet: "Der Erbpächter hat mit seiner Erbpacht kein Glück gehabt. Er ist in Vermögensverfall geraten und war gezwungen, das Gut seinen Gläubigern zu überlassen."
Kurzzeitiger Nachfolger wurde offensichtlich der Amtmann Plath in Zülshagen Kreis Dramburg, bevor er das Gut am 21.10.1851 für 26.100 Thaler an den Landrath a.D. Hermann Ludwig von Wedel auf Kremzow im Kreis Pyritz verkauft hat.
Die Kirchenbücher von Schönwalde sind seit 1945 verschollen. Wie Sie bereits zutreffend ermittelt haben, gibt es nur für 1848 + 1849 Zweitschriften im Staatsarchiv in Stettin. Zivilstandsregister sind dagegen ab 1874 an verschiedenen Standorten vorhanden.

Damit war die Beziehung zwischen Adolf Textor und Schönwalde klar erklärt:

  • Er übernahm das Anwesen am 2. Juni 1839.
  • Er war Erbpächter und nicht der eigentliche Eigentümer.
  • Er geriet in finanzielle Schwierigkeiten und musste das Land zurückgeben. Dies muss einer der Gründe zur Auswanderung gewesen sein.
Karte von Schönwalde von 1892 – Das Schloss liegt oben am See (um die historische Karte auf Googles Karte zu sehen, klicken Sie hier)

In Schönwalde wurden die anderen Kinder des Paares geboren: Clara Textor im Jahr 1843, Malvine Textor im Jahr 1845 und Hedwig Textor im Jahr 1847. Für diese Kinder gibt es keine Geburtsurkunden, da die Bücher der Kirche von Schönwalde, in der die Kinder getauft worden sein müssen, verschwand nach dem Zweiten Weltkrieg.

Aufzeichnung der Spende einer Altarhdecke für die Kirche von Schönwalde durch die Frau des Gutsbesitzers Textor auf Schönwalde (veröffentlicht im Amtsblatt der Regierung in Stettin: 1846, Seite 91)
Schloss Schönwalde auf einer alten Postkarte
Schloss Schönwalde heute
(Diese und weiter Fotos findet man auf dieser Seite)

Noch über Schönwalde erhielt ich 2008 eine E-Mail von Pablo von Köller aus Peru:

Hallo!
Mein Name ist Pablo von Köller (ich lebe in Peru), mein Vater ist Hartmuth von Köller von Kleist-Retzow (er ist Deutscher, geboren 1927 in Köslin und lebt in Chile). Mein Großvater ist Walter von Köller von Wangenheim.
Die von Köller waren der letzte Besitzer von Schönwalde, bis sie es im Zweiten Weltkrieg verloren. Später wurde das Schloss (die Residenz meines Vaters) in ein Waisenhaus umgewandelt, das von der polnischen Regierung verwaltet wurde, und es wurden mehrmals renoviert.

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Die Auswanderung

Laut der Autobiografie von Hedwig Textor sind die Textors über Hamburg ausgewandert und hier den Hafen von Rio Grande am 7. September 1851 erreicht. Sie erzählte weiter, dass drei weitere Familien, die nach Santa Cruz fuhren, mit demselben Schiff unterwegs waren: Kliemann, Werlang und Neumann.

Der folgende Brief bestätigt die Ankunft des Textors im Jahr 1851. Es liegt wahrscheinlich ein Transkriptionsfehler vor, da es sich anstelle von Emilie Textor um Emílio (Emil) Textor handeln muss.

Brief des Koloniedirektors von Santa Cruz João Martinho Buff
(gefunden im Buch von Hardy Martin über die Kolonie von Santa Cruz, Seite 63)

In diesem Brief teilt João Martinho Buff, Direktor der Kolonie in Santa Cruz mit, das Adolf und Emil Textor und andere Familien in der Kolonie angekommen sind.

Der Brief dient auch dazu, den Namen des Einwanderers Neumann zu identifizieren, von dem Hedwig sagt, er sei auf demselben Schiff wie der Textor gereist: Luiz (Ludwig) Neumann.

In den online verfügbaren Hamburger Passagierlisten konnte ich die Textors auf keinem Schiff nach Brasilien im Jahre 1851 finden.

Laut das Buch zum 100. Jahrestag der deutschen Einwanderung in Rio Pardinho kam Luiz Neumann 1851 mit dem Schiff Venus an. In den Hamburger Passagierlisten fand ich jedoch kein Schiff mit diesem Namen, das 1851 nach Brasilien fuhr. Vielleicht war es der Name des Küstenschiffs, das die Familien zum Hafen von Rio Grande brachte.

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Brasilien

Zunächst versuchten die Textoren, sich auf dem von der Regierung in Rio Pardinho gewährten Land niederzulassen. Diese Länder waren jedoch nicht nach dem Geschmack des Textors. Die Tochter Hedwig berichtet in ihrer Autobiographie:

In der sogenannten „Picada Nova“ ganz oben bei Sinimbu befanden sich die Kolonien, die sie erhielten. Mein Vater und mein Bruder Emil gingen zu Pferd dorthin und fanden einen tiefen, fast unbewohnten Urwald. Als sie dort ankamen, um das Land zu sehen, regnete es tagelang. Der kleine Rio Pardinho floss über, überflutete das ganze Land. Mein Vater und Emil mussten sich auf hohe Bäume retten. Nach zwei Tage und eine Nacht, als sie herunterkamen, dankten sie für ein solches “presente de grego” (unwillkommenes Geschenk), ritten zurück nach Rio Pardo, während die anderen dort blieben und als Siedler sehr glücklich wurden.


Die Verweigerung der gewährten Ländereien wird in Hardy Martins Buch auf Seite 86 bestätigt:

Adolfo Textor brauchte fast drei Monate, um ein Stückland auszuwählen, ohne was zu finden, das ihm gefiel. Schließlich wählte Textor ein Stückland in der Picada Nova (Rio Pardinho) und ließ eine kleine Plantage und eine Hütte bauen. Er selbst lebte in Rio Pardo und tauchte kaum in der Kolonie auf. Er wurde krank und bewirtschaftete das Land praktisch nicht. Das Land wurde vom Direktor der Kolonie (Buff) neu verteilt.

Danach kehrte die Familie zurück nach Porto Alegre. Hedwig berichtet:

In Rio Pardo gab es damals nur zwei deutsche Familien: Nicolau Hasslocher und Luchsinger, die ein Lagerhaus im sogenannten „Passo“ besaßen. 
Da Rio Pardo zu dieser Zeit eine sehr brasilianische Stadt war und meine Eltern kein Portugiesisch sprachen, gab es keine Möglichkeit, ein Geschäft zu führen, das eine Familie mit fünf Kindern unterstützen würde. Sie mussten nach großen finanziellen Verlusten nach Porto Alegre zurückkehren.

In Porto Alegre übernahm Adolf Textor die Leitung einer von der Landesregierung eingerichteten Schaffarm. Diese Schafzucht befand sich in „Chácara das Bananeiras“ in der Nähe von dem „Morro da Polícia“. In mehreren Jahresberichten des Präsidenten der Provinz wird diese Schaffarm erwähnt, wie dieser aus dem Jahr 1856:

Schließlich zog die Familie um 1859-60 nach Santa Cruz. Die Provinzregierung hatte die Schafzucht beendet und damit auch die Aktivitäten von Adolf Textor eingestellt. Außerdem war die Tochter Clara Textor seit 1859 mit Carl von Schwerin geheiratet, der dort Direktor der Kolonie war. Aus Hedwigs Autobiografie wissen wir, dass die Familie Tochter Clara beim Umzug nach Santa Cruz begleitete.

João Bittencourt de Menezes berichtet in seinem Buch über die Stadt Santa Cruz auf Seite 56, dass Adolf Textor 1864 ein kleiner Bauernhof am Rande der Stadt Santa Cruz bekommen hat.

Die Karte unten stammt aus einem späteren Zeitpunkt (1922). Der Bauernhof der Familien Textor ist mit den Buchstaben „M“und „L“gekennzeichnet. Diese Karte kann hier über die aktuelle Google-Karte angezeigt werden.

Karte von Santa de Cruz von 1922. Rund um die Stadt können Sie die Bauernhöfe zu sehen, die durch Buchstaben gekennzeichnet sind. Der Textor-Bauernhof ist mit „M“ und „K“ gekennzeichnet.


Als Adolf Textor nach Santa Cruz wechselte, war er ungefähr 63 Jahre alt. Dort scheint er ein letztes Zuhause gefunden zu haben. Es gibt keine Berichte darüber, dass er bis zu seinem Tod 1884 im Alter von 87 Jahren erneut umgezogen ist.

Das sogenannte „Textorhaus“ wurde 1870 erbaut und soll Adolf Textor gehört haben.
Es befand sich auf dem „M“ -Bauernhof (siehe Karte oben).

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Bitte um Hilfe

Obwohl es mir möglich, einiges über das Lebenslauf von Adolf und Wilhelmine Textor zu rekonstruieren, bleiben noch einige wichtige Fragen offen:

Ich bedanke mich für jede Hilfe in dieser Hinsicht (Kontakt per E-Mail).

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